Bereit für die Zukunft: ROTHENBERGER setzt auf AMPShare und CAS

Interview mit Dr. Christian Heine, CEO von ROTHENBERGER, über die Vorteile und die Zukunft von herstellerübergreifenden Akkusystemen
Dr. Christian Heine - CEO und Vorstandsvorsitzender der ROTHENBERGER AG

Seit vier Jahren gibt es das herstellerübergreifende Akkusystem Cordless Alliance System (CAS) auf der Basis der Akkutechnologie von Metabo. Viele Hersteller haben sich seitdem angeschlossen, der Rohrwerkzeughersteller ROTHENBERGER ist eines der Gründungsmitglieder. Jetzt wird es eine neue herstellerübergreifende Akku-Allianz auf dem Markt geben: AMPShare–powered by Bosch. Auch bei diesem Zusammenschluss führender Elektrowerkzeugmarken ist ROTHENBERGER Gründungsmitglied. In seinem Interview spricht Dr. Christian Heine, CEO und Vorstandsvorsitzender von ROTHENBERGER, über die Vorteile, den Stellenwert und die Zukunft von Akkusystemen und was sein Unternehmen dazu bewegt hat, bei CAS und AMPShare von Anfang an mit dabei zu sein.

Herr Dr. Heine, was ist ein herstellerübergreifendes Akkusystem und was sind die Vorteile?

Kein Hersteller der Welt kann Spezialist in allen Anwendungen sein. Das bedeutet, Handwerker arbeiten mit Werkzeugen unterschiedlicher Hersteller. Das hat zur Folge, dass unterschiedliche Akkus und Ladegeräte mitgeführt werden müssen. Bei einem herstellerübergreifenden System passt der gleiche Akku auf Maschinen verschiedener Hersteller. Das vereinfacht die Arbeitsprozesse erheblich, spart Mühe, aber auch Zeit und damit Kosten. Hinzu kommt der Umweltaspekt. Denn in der Summe müssen Anwender weniger Akkus anschaffen. Ein weiterer Vorteil: Herstellerübergreifende Akku-Plattformen sind zukunftssicher und als offenes System vergleichbar mit einer App-Plattform auf dem Smartphone. Viele Softwarefirmen bieten dort Programme an und steigern damit den Nutzen der Smartphone-Plattform für die Anwender.

Wir wissen jetzt, dass ROTHENBERGER Gründungsmitglied der neuen Akku-Plattform AMPShare ist. Was war der Beweggrund für Ihr Unternehmen, sich daran zu beteiligen?

AMPShare ist für Profi-Anwender ein großer Gewinn. Allein was die Anzahl der Akkus im Markt angeht, ist das Batteriesystem schon heute führend. Elektrowerkzeuge mit AMPShare-Akkus sind in vielen Teilen der Welt in hoher Anzahl verfügbar. Aktuell gibt es mehr als 25 starke AMPShare-Partnerfirmen und es werden in diesem Jahr noch weitere hinzukommen. Auch in Zukunft wird die Zahl der Mitglieder weiterwachsen und mit ihr die Anzahl der kompatiblen Werkzeuge. Bis Ende 2023 werden das über 300 Akkuwerkzeuge sein. Die Basis bildet die exzellente Akkutechnologie von Bosch. Für mich alles gute Gründe, AMPShare aktiv zu unterstützen.

2018 war ROTHENBERGER eines der ursprünglich drei Gründungsmitglieder der CAS-Akku-Allianz auf der Basis der Akkutechnologie von Metabo. Stehen Sie noch hinter CAS?

Ja, ROTHENBERGER steht hinter CAS – auch in Zukunft. Unsere Kunden haben die Wahl zwischen zwei starken Systemen. Was für sie richtig ist, entscheiden die Kunden. Beide Akkusysteme haben unterschiedliche Stärken. AMPShare, mit seiner globalen Reichweite, ist ein großer Hebel für unsere Kunden. Denn der Klimawandel und die damit verbundene Energiewende sind globale Entwicklungen, für die sie gewappnet sein wollen. CAS verbindet auf einer Plattform starke Marken, die echte Spezialisten sind. Dass es auch weiterhin ROTHENBERGER Akkuwerkzeuge mit CAS-Schnittstelle gibt, war für uns nie eine Frage.

ROTHENBERGER war nun bereits an zwei Gründungen von herstellerübergreifenden Akkusystemen beteiligt. Wie viele wird es noch geben?

Wir unterstützen jeden Vorstoß, die Produktivität am Bau durch nachhaltige Systeme zu steigern. Herstellerübergreifende Akkusysteme sind ein wichtiger Ansatzpunkt und, ehrlich gesagt, längst überfällig. Die Akkutechnologie entwickelt sich stetig weiter und das in zunehmendem Tempo. Zukünftig wird sich die Anzahl der Akkuplattformen aber eher reduzieren. Die mögliche Energiedichte eines Akkus steigt kontinuierlich. Dabei müssen die Entwicklungskosten, die bei jeder Akkuplattform entstehen, beispielsweise die Zertifizierung neuer Akkuzellen, neue Akkutechnologie, Neuentwicklungen in der Elektronik, durch die Anzahl der verkauften Elektrowerkzeuge amortisiert werden. Hinzu kommt, dass Akkus in Elektrowerkzeugen mit denjenigen der Elektromobilität in puncto Verfügbarkeit konkurrieren. Es gilt: Je größer der Abnehmer, desto sicherer die Verfügbarkeit. Von Premium-Herstellern wird aber Premium-Technologie erwartet. Das bedeutet, dass zukünftig nicht mehr jeder Hersteller sich ein eigenes Akkusystem leisten kann.

Bedeuten weniger Akkuplattformen, dass zukünftig Wettbewerber Mitglied von einer und derselben Akkuplattform sein werden?

Das ist heute schon der Fall. Bei CAS sind Mitglieder teilweise im direkten Wettbewerb. Als globaler Spezialist für Sanitär, Heizung und Klima unterstützen wir jeden fairen Wettbewerb, auch als Mitglied einer Akkuplattform. Wir fördern aber auch den Wettbewerb zwischen den Plattformen – ein weiterer Grund, warum wir die Gründung einer neuen, herstellerübergreifenden Plattform aktiv unterstützen.

Vor wenigen Tagen hat Metabo erklärt, ROTHENBERGER werde nicht mehr Teil der herstellerübergreifenden Akku-Allianz CAS sein. Wie passt das mit Ihrer Aussage zusammen, dass ROTHENBERGER weiterhin CAS-Akkuwerkzeuge anbietet?

CAS ist ein offenes System. Das bedeutet, Hersteller für Maschinen im Profibereich können sich dem System anschließen. Metabo hat sich offensichtlich daran gestört, dass ROTHENBERGER zukünftig zwei Akkusysteme anbietet, und möchte das scheinbar nicht akzeptieren. Das wäre schade, denn am Ende verliert der Anwender und wir fallen zurück in die Zeit, in der einzelne Marken versuchen, Anwender in ein geschlossenes Akkusystem einzusperren. Als Systemgeber hat Metabo den größten Nutzen, je mehr Partner das System hat – auch wenn sie miteinander im Wettbewerb stehen. Wir bieten als globaler Spezialist unseren Anwendern den größten Nutzen, wenn unsere Maschinen zum Akkusystem unserer Anwender passen und dieses gleichzeitig ein nachhaltiges, herstellerübergreifendendes System ist. Deshalb werden wir stets die größten herstellerübergreifenden Systeme unterstützen.

In der Presseerklärung von Metabo ist von Differenzen die Rede. Können Sie dem zustimmen?

Nein, diese Ansicht teile ich nicht. Wir haben unsere Verpflichtungen immer erfüllt und hatten zu keinem Zeitpunkt vor, dies nicht zu tun. Auch andere Marken innerhalb der CAS-Allianz bieten schon mehrere Schnittstellen an und es gibt noch mehr, die Interesse daran haben, ihre Werkzeuge mit mehreren Schnittstellen auszustatten. Ein offener Dialog über diese Möglichkeit fand nicht statt. In vielen Branchen gibt es zwei oder drei gewachsene Systeme, die sich am Ende durchsetzen, denken Sie nur an Apple und Android. Es kann nicht im Sinne von Metabo sein, Partnerunternehmen, die mehrgleisig fahren wollen, aus der CAS-Allianz ausschließen zu wollen. Ich bin überzeugt, dass sich die Missverständnisse bald aufklären und der Konflikt beigelegt werden kann. Für die Branche und unsere Kunden wäre das jedenfalls die beste Lösung.

Was heißt das konkret für CAS-Kunden von ROTHENBERGER?

Es wird sich für unsere Kunden nichts ändern. Wir haben den Zugang zu CAS über mehrere Jahre vertraglich geregelt. Ich bin sicher, dass wir basierend auf dem Gründungsgedanken gemeinsam CAS weiterentwickeln werden. CAS wird ein offenes, herstellerübergreifendendes Akkusystem bleiben. Mit Metabo bleiben wir selbstverständlich auch weiterhin partnerschaftlich verbunden.

Pressekontakt:ROTHENBERGER AG, Spessartstraße 2-4, 65779 Kelkheim, E-Mail: presse(at)rothenberger.com